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Rezension von Markus KuntoschRezension von Markus Kuntosch
Dies ist eines der spannendsten und interessantesten Bücher, das ich je über Homöopathie gelesen habe. Als Homöopathen sind wir bei unserer täglichen Arbeit ständig auf der Suche nach „auffallenden, sonderlichen, ungewöhnlichen und charakteristischen Zeichen und Symptomen“. Leuchtet es da nicht sofort ein, auch die Handschrift in die Fallanalyse mit einzubeziehen? Diesen Gedanken verfolgte Hugbald Volker Müller (1921-2000), homöopathischer Arzt in Köln, indem er die Handschriften und Farbvorlieben von Patienten sammelte, die sehr gut auf ein Einzelmittel reagierten. Er stellte dabei fest, dass Patienten, denen dasselbe Mittel geholfen hatte, nicht nur häufig dieselbe Farbvorliebe teilten, sondern oft auch eine zum Verwechseln ähnliche Handschrift aufwiesen. Ulrich Welte, der lange Jahre eng mit Müller zusammengearbeitet hat, macht mit seinem Buch „Handschrift und Homöopathie“ diesen ungewöhnlichen Erfahrungsschatz erstmalig einer breiten Leserschaft zugänglich. Das Buch ist in 3 Teile gegliedert. Nach einer Einführung (18 Seiten) über die Bedeutung der Handschrift als homöopathisches Hintergrundsymptom folgt der eigentliche Hauptteil des Buches, die Schriftensammlung (311 Seiten). Diese enthält zu 315 Mitteln 750 Schriftproben in Originalgröße. Zu den meisten Mitteln werden 2 oder mehr Vergleichsschriften angegeben, versehen mit den jeweiligen Mittelabkürzungen und Farbcodes aus dem Farbenbuch desselben Autors (Farben in der Homöopathie). Neben Polychresten wie Nux-v, Puls, Sep findet man aber vor allem Handschriften von weniger bekannten Mitteln, wie beispielsweise Aq-m, Bism-o, Croc, Erb, Lith-m, Rhodi. Besonders lesenswert finde ich die zahlreichen, eingestreuten Kasuistiken, welche meist über Jahre nachbeobachtet sind. Obwohl bewusst kurz gefasst, sind diese gespickt mit einer Vielzahl von Informationen über Analysestrategien, so z.B. die Gruppenanalyse nach Scholten, Themen von Pflanzenfamilien, wie auch prägnante Beschreibungen zu einzelnen Mitteln. Gerade die Synthese von alten mit neuen Erfahrungen innerhalb der homöopathischen Praxis machen das Buch einzigartig. Aus dem über 30-jährigen Erfahrungsschatz des Autors findet man so manche Perlen für die eigene praktische Arbeit, die so noch nirgends veröffentlicht wurden ( so z.B. die Simarubaceae als mögliche Mittel bei Zwangsstörungen oder Cornus circinata bei Pseudarthrosen). In erster Linie ist das Buch aber als Nachschlagewerk gedacht. Kommen nach der Fallaufnahme z.B. mehrere Mittel in die engere Auswahl, so kann man deren Schriftbilder mit der Handschrift des jeweiligen Patienten vergleichen und so eine weitere Differenzierung treffen. Im 3. tabellarischen Teil sind die Zuordnungen der Farbcodes zu den entsprechenden homöopathischen Mitteln aufgeführt, sowie farbige Portraits von H.V. Müller, dem Autor und seinen Kollegen, welche die Methode erfolgreich anwenden. Ich selbst praktiziere die Methode seit nun mehr 6 Jahren und bin immer wieder erstaunt, wie ich durch die Farbvorliebe und den Schriftvergleich Mittelvorschläge erhalte, an die ich während der Fallanalyse nicht ohne weiteres gedacht hätte. Hatte ich früher nach der klassischen Methode auch Fälle mit tiefgreifender Wirkung, so sind diese doch seit Einbeziehung von Farbe und Handschrift deutlich gestiegen. Jeder Homöopath sei eingeladen, Patientenhandschriften (Briefe, o.ä.) seiner eigenen geheilten bzw. sehr gut gelaufenen Fälle mit den Handschriften in diesem Buch zu vergleichen. Das Ergebnis wird so manchen erstaunen. |